Claudia Rabelbauer (EVP): Die Pädagogin der Mitte

von Claudia Rabelbauer EVP 9 ist bereit für Gemeinderatswahlen

Bericht aus der Limmattalerzeitung vom 30.1.2018

Claudia Rabelbauer will für die EVP einen Sitz im Zürcher Stadtrat erringen. Die Pädagogin peilt das frei werdende Schul- und Sportdepartement an – und hofft vor allem auf Stimmen aus dem linksgrünen Lager.

Wer einen Gesprächstermin mit Claudia Rabelbauer abmachen will, hört oft Kindergeräusche im Hintergrund: Die 45-jährige EVP-Stadtratskandidatin ist zwar kinderlos, doch sie hat in Zürich Altstetten, Geroldswil und Affoltern am Albis in den letzten zwölf Jahren drei Kinderkrippen-Häuser aufgebaut. Zuvor arbeitete sie zehn Jahre lang als Primarlehrerin, zuletzt als Schulleiterin in Zürich Höngg.

Pädagogik ist ihr Metier. Beim Interview im Hauptsitz der Kibiz-Krippen in Altstetten stellt die EVP-Kandidatin denn auch schnell klar, auf welchen Stadtratssitz sie in erster Linie abzielt: «Lauber geht. Ich bewerbe mich beim Volk um die frei werdende Stelle.» Mit anderen Worten: Sie hofft, nach den Wahlen am 4. März, den scheidenden CVP-Stadtrat Gerold Lauber an der Spitze des Stadtzürcher Schul- und Sportdepartements beerben zu können. «Ich könnte aber auch ein anderes Departement übernehmen», fügt sie an. Die Departementsverteilung ist schliesslich Sache des Gesamtstadtrats.

Konkurrenz für den CVP-Mann

Rabelbauer tritt als Kandidatin der Kleinpartei EVP an, die vor vier Jahren knapp die Wiederwahl ins Zürcher Stadtparlament verpasste. Damals war Rabelbauer seit 2006 Gemeinderätin, zudem hatte sie das Stadtparteipräsidium inne. Jetzt ist sie seit 2016 Schulpflegerin im Schulkreis Zürichberg. Dass ihre Wahlchancen für einen Stadtratssitz eher gering sind, ist ihr bewusst. Doch sie setzt darauf, dass möglichst viele Wählerinnen und Wähler aus dem links-grünen Lager für sie stimmen – nicht zuletzt, um weiter rechts stehende Konkurrenz zu verhindern. So tritt CVP-Kandidat Markus Hungerbühler im Rahmen eines Wahlbündnisses mit der FDP und der SVP an. «Ich stehe in Konkurrenz zu Hungerbühler», sagt Rabelbauer klipp und klar.

Gleichzeitig betont sie: «Ich bin eine Frau. Und ich bringe als Lehrerin viel pädagogische Erfahrung und Herzblut mit.» Der Frauenanteil im Zürcher Stadtrat beschränkt sich derzeit auf Corine Mauch und Claudia Nielsen (beide SP). Unter den neu Kandidierenden sind mit Karin Rykart (Grüne), Susanne Brunner (SVP) und Nina Hüsser (Juso) nebst Rabelbauer drei weitere Frauen.

Doch die EVP-Kandidatin will speziell als Vertreterin der Mitte punkten. «Wir sind heute Mitte-links und klar grün angehaucht», sagt sie über ihre Partei. Finanzpolitisch und bei der Förderung des Gewerbes gebe es aber durchaus Nähe zu den Bürgerlichen. Rabelbauer sieht sich als Korrektiv zu einer einseitig links-grünen oder rechts-bürgerlichen Politik: «Jedes Schiff gerät in Schieflage, wenn es zu einseitig wird.» Um die Mitte zu stärken und zumindest die Wahl ins Zürcher Stadtparlament nach vier Jahren Absenz wieder zu schaffen, ist die EVP ein Bündnis mit der BDP eingegangen.

Darauf angesprochen, dass die EVP vor vier Jahren wohl auch wegen ihres Schlingerkurses in der Budgetdebatte 2010/11 abgewählt wurde, als sie zunächst mit den bürgerlichen Parteien das Budget ablehnte, dann aber zurückkrebste, sagt Rabelbauer: «Unsere Position ist heute klar: Sparen ja – aber nicht zulasten des Personals.» Sparpotenzial sehe sie punkto Bürokratie und Verwaltungseffizienz. Die Unternehmerin weiss aus Erfahrung: «Wenn man ein neues Geschäft aufbaut, gibt es enorme Auflagen.»

Der christlichen Kultur nicht entfremden

Rabelbauer hebt auch die christlichen Werte hervor, für die die EVP steht: «Es geht uns darum, die Schöpfung zu bewahren.» Sie selber war ursprünglich katholisch und ist heute Mitglied der evangelischen Freikirche «Equippers». Eine Kollegin habe sie einst dorthin mitgenommen. Das Lebendige, Persönliche und die Bibellektüre, verbunden mit moderner Musik, habe sie für die Freikirche begeistert.

«Als Stadträtin wäre es mir wichtig, dass wir uns der christlichen Kultur nicht entfremden», sagt Rabelbauer. Diese gelte es auch in einer Zeit zu wahren, in der sowohl die Zahl der Konfessionslosen als auch jene der muslimischen Bevölkerung wächst. Auf Nachfrage fügt sie an: «Leuten aus islamischen Ländern sollten wir unsere Werte wie Toleranz und Gleichberechtigung vermitteln.»

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